Verzogen, verwaschen, verzweifelt? Drogenkonsum zeigt sich in der Handschrift

Deine Handschrift ist ein stiller Zeuge innerer Zustände. Sie spricht, auch wenn dein Mund schweigt.

In der Graphologie gleicht sie einem Seismographen deiner Seele – offensichtlich und oft gnadenlos ehrlich.

Wer regelmäßig von Hand schreibt, öffnet sich, wird klarer und verfolgt seine Gedanken, Emotionen und inneren Anspannungen.

Was passiert, wenn Drogen ins Spiel kommen?

Alkohol, Marihuana und Kokain – drei Substanzen mit drei völlig unterschiedliche Wirkweisen. Aber eines haben sie gemeinsam: Sie verändern das neuronale Gleichgewicht und mit ihm das Schriftbild. Diese Erfahrung habe ich selbst gemacht: Auf einer Party verglichen wir unsere Handschriften nach ein paar Gläsern Champagner. Am nächsten Morgen war die Überraschung groß – viele konnten sich kaum erinnern, was oder wie sie geschrieben hatten. Obwohl sie sich als „beinahe nüchtern“ empfanden, erzählte ihre Schrift etwas ganz anderes: fahrig, entgleist, unruhig. Als hätte das Papier die Wahrheit gesagt.

 

Mit der Legalisierung von Marihuana in Deutschland wird die Droge für viele salonfähig. Doch was in der Gesellschaft von Gleichgesinnten normal scheint, hinterlässt in der Psyche gewaltige Spuren. Nicht nur im Geist, sondern auch in der Handschrift.

Marihuana beeinflusst vor allem das limbische System, unser emotionales und kreatives Zentrum.

Die Gefühle werden intensiver wahrgenommen, die Reaktionen weicher und die Impulse wesentlich langsamer. Die äussere und innere Wahrnehmung verändert sich. Der Mensch blickt durch einen feinen Schleier, der alles leicht verschwimmen lässt und wie ein Weichzeichner der Realität funktioniert. 

Doch der Einfluss des Kiffens geht viel tiefer als viele Konsumieren ahnen. 

  • Im Kleinhirn, das für Koordination und Feinmotorik zuständig ist, verlangsamt THC die Abläufe. Das führt beim Schreiben zu zittrigen Linien, verwaschenen Buchstaben und einem recht instabilen Schriftbild.

  • Die Basalganglien (auch: Basalkerne) sind ein tief im Inneren des Gehirns liegendes Netzwerk aus Nervenzellkernen. Diese “Kerne“ sind unser Bewegungssteuerpult. Sie werden durch den Konsum von THC entweder gehemmt oder überreizt. Die Folge sind ruckartige, unruhige Bewegungen, die oft eine zu große oder zu fahrige Schrift erzeugen.

  • Auch der präfrontale Cortex – das Zentrum für Planung und Aufmerksamkeit – verliert an Kontrolle. Die Schrift zeigt dann einen wackligen Zeilenhalt, plötzliche Größenwechsel oder abrupte Richtungsänderungen.

Marihuana färbt die Stimmung zwischen Euphorie, Lethargie und innerer Leere. Das konsumieren beeinflusst sofort die emotionale Tonlage und das spiegelt sich natürlich im Schreibfluss wider. Die Schrift wirkt nicht nur wackelig, sondern „fremd“, entgleist, manchmal sogar leer oder leblos.

 

Graphologisch gesehen verliert die Handschrift unter dem Einfluß von THC an innerem Zusammenhalt - und so ist es auch im inneren des Schreibers.

Er oder sie fällt aus einem bewussten Rhythmus und die Harmonie zwischen Gefühl, Bewegung und Bewusstsein gerät aus dem Gleichgewicht. 

 

Was ist mit Alkohol? Alkohol ist gesellschaftlich absolut akzeptiert, ja fast schon ritualisiert. In Bayern singt die Meute im Bierzelt: Oans, zwoa, gsuffa!

Ein Gläschen zur Entspannung, zwei zur Geselligkeit, drei zum Vergessen.

Doch seine Wirkung beeinflusst zentrale Bereiche im Gehirn, die für Planung, Kontrolle, Motorik und emotionale Steuerung zuständig sind.

Im präfrontalen Cortex, dem Zentrum für Selbstkontrolle und Aufmerksamkeit, wird die Aktivität gehemmt.

Die Gedanken verlangsamen sich, Entscheidungen werden unklarer und die Impulskontrolle nimmt zunehmend ab. In der Schrift zeigt sich das Desaster durch den fehlenden Zeilenhalt, plötzliche Größen- oder Richtungswechsel oder widersprüchliche Bewegungsführung. 

Die Feinmotorik leidet ebenfalls weil im Kleinhirn die Koordination gestört wird. Fazit: Die Linien von betrunkenen Schreibern beginnen stark zu zittern, die Buchstaben „tanzen freestyle“ aus der Reihe und auch der Druck und die Formen erscheinen ungleichmäßig und chaotisch auf dem Papier. 

Auch das Gefühl in der Hand, gesteuert durch das sensorisch-motorische System, verändert sich. Der Schreibende verliert das Gespür für Spannung und Präzision. Die Schrift wirkt dadurch entweder sehr verkrampft oder zu locker. Zudem sind die Muster unrhythmisch und fahrig., wie auch der Gang von beschwipsten Menschen zeigt. 

Psychisch kommt es zu starken Schwankungen zwischen Enthemmung, Lethargie, Traurigkeit oder Reizbarkeit. 

 

Welche Wirkung und Folgen hat Kokain für den Menschen?

Kokain wirkt wie ein elektrischer Schlag für das Nervensystem. Während Alkohol die Gedanken und die Schrift verlangsamt und schwächt, zündet Kokain ein Überreizungsfeuerwerk im Gehirn.

Schon eine einzige Line bringt das System in Sekunden auf Hochspannung. Das zentrale Nervensystem steht unter Strom, das Belohnungssystem wird überflutet, Dopamin schießt in die Höhe. Die Gedanken rasen und das Selbstbewusstsein bläht sich auf. Der Körper wirkt aufgeladen wie eine gespannte Feder.

Diese „Wachheit“ ist keine echte Klarheit. Sie ist eine chemisch erzeugte Übersteuerung, die den inneren Rhythmus aushebelt. Genau das Gleiche zeigt sich im Schriftbild: unruhig, gehetzt, gedrängt, oft aggressiv. Die Schrift verliert ihren natürlichen Fluss und wird zum Abbild eines Nervensystems, das auf Anschlag läuft.

Die Schriftmuster spiegeln diesen Zustand mit erstaunlicher Deutlichkeit durch starken Schreibdruck, oft bis zum markanten Durchdrücken auf der Rückseite des Blattes. Du wirst eine aggressive Linienführung vorfinden, die sich kantig, spitz und manchmal sogar hackend formatiert.

Die gedrängte Buchstaben haben nur wenig Raum und keine Luft zum atmen. Eine stark übertriebene Größe oder Enge der Buchstaben und Wörter fallen ins Auge, da dies häufig im Wechsel stattfindet. Auch kippen die Buchstaben nicht selten stark nach vorn. Das ist ein typische Anzeichen für innere Getriebenheit und starke Emotionalität, auch ohne Drogenkonsum. 

Im präfrontalen Cortex ist die Selbstkontrolle beeinträchtigt – allerdings anders als bei Alkohol: nicht verlangsamt, sondern überschießend.

Der Schreibende will viel zu viel auf einmal. Er denkt mehr und wesentlich schneller, als seine Hand folgen kann. Daraus entstehen unruhige Bewegungen, impulsive Formänderungen und ein seltsamer Rhythmus.

Die Basalganglien, zuständig für automatisierte Bewegungen, geraten unter Druck. Bewegungen werden ruckartig, mit abrupter Start-Stopp-Dynamik.

Die Schrift wirkt aufgedreht, gehetzt, hochgetaktet, als stünde sie unter Strom.

Auch emotional zeigt sich Kokain extrem: Euphorie, Größenfantasien, Reizbarkeit. In der Schrift spiegelt sich das gerne durch dominante Anfangsbuchstaben, hoch angesetzte Oberzonen (z. B. übertriebene Schleifen beim „l“ oder „h“), wenig Rücksicht auf Linienführung oder Randzonen und manchmal durch plötzlich einbrechende Worte, wenn die Energie nachlässt.

 

Das Gute zum Schluss: 

Es gibt ein Leben ohne Drogen. Niemand kommt mit einer Tüte Gras oder einem Glas Wodka zur Welt.

Was sich eingeschlichen hat, war vielleicht nur ein Versuch, irgendwie in diesem herausfordernden Zeitfenster klarzukommen.

Ein ungesundes Muster, das du jederzeit verändern kannst.
Vielleicht beginnt deine Rückkehr zu dir selbst nicht mit einem kalten Entzug,

sondern mit einem Füller, Papier und die Liebe zu Dir und deinem Leben.

 

Was wäre, wenn eine neue Handschrift der Anfang wäre?

 

Ich wünsche jedem Menschen, dass er seine innere Freude wiederentdeckt.
Und wenn ich ein Stück weit dabei helfen darf, dann tue ich das mit ganzem Herzen.

Alles Liebe 

Marika Jacqueline Mitterhofer