Es gibt Momente, in denen das Leben ganz sanft und leise mit dir spricht. Keine wichtige Aufgabe ruft, kein Ziel drängelt im Kopf.
Nur der gegenwärtige Augenblick öffnet seine Arme, um dich selbst entscheiden zu lassen, nach was dir gerade ist.
In Italien nennt man es Dolce far niente – das süße Sich-Hingeben an das Jetzt. Ruhig atmend, verbunden mit dem Moment, darfst du einfach da sein – ohne etwas erreichen zu müssen, ohne an morgen zu denken oder im Gestern zu verweilen.
In meiner bunten, aber aufgeräumten Buchstabenwelt begegnet mir dabei das L l -Lolita – die Stille. Ihre elegante, geschwungene Form schafft Raum für Stille, für Weichheit, für das Lauschen nach innen.
Lolita, die sanfte Begleiterin, möchte daran auch dich daran erinnern, dass ein paar ruhige Momente oft mehr bewirken können,
als jede angestrengte Handlung.
Lolitas gibt es überall in Wörtern. Sie laden dich ein, still zu werden – als bewusste Entscheidung für das Wesentliche.
Es gibt Zeiten, in denen alles in Bewegung ist: Lernen, lesen, turnen, arbeiten, sprechen, erschaffen.
Und dann gibt es Zeiten, in denen du nichts brauchst – außer Raum zum Spüren, zum Wahrnehmen und zum Sein.
Lolita lehrt dich bereits beim Üben der sanften Biegungen, der Stille nicht auszuweichen, sondern ihr einen bewussten Platz zu geben.
Dort, wo nichts getan werden muss, wächst innere Klarheit.
In den letzten Monaten habe ich mir bewusst die Zeit genommen, still zu werden und das vergangene Jahr innerlich nachklingen zu lassen.
Obwohl ich lediglich einen YouTube-Kanal und eine Telegram-Gruppe betreue, zeigte mein Handy täglich über acht Stunden Bildschirmzeit – den Computer dabei noch gar nicht mitgerechnet.
Recherchen, Texte schreiben, Videos erstellen, Kommentare beantworten – und das ständige Gefühl, erreichbar sein zu müssen.
Viele Menschen aus meinem Netzwerk rieten mir, zusätzlich Instagram und Facebook zu bespielen, Werbung zu machen, „sichtbarer“ zu werden.
Gut gemeinte Empfehlungen – aus Wertschätzung für meine Arbeit und in dem Wunsch, sie noch mehr Menschen zugänglich zu machen.
Und doch habe ich für mich eine andere Entscheidung getroffen.
Der Preis für noch mehr digitale Präsenz wäre mir zu hoch.
Das Handy ist nicht nur Werkzeug, sondern auch Versuchung. Ein hungriger Dieb meiner Zeit, meiner Aufmerksamkeit und meiner inneren Ruhe.
Ich habe gewählt, meine Kraft zu bündeln und absichtlich nicht alles mitzumachen, was der Markt anbietet.
Bedeutet: weniger zu streuen – mehr zu vertiefen.
Nicht ausschließlich die Reichweite zählt für mich, sondern die Echtheit der Begegnungen.
Im Moment genieße ich meine Nachmittage in Einfachheit. Ich schreibe viel von Hand, kümmere mich an bestimmten Zeiten um meinen Kanal und die Gruppe und habe immer noch genügend Zeit für meine Bedürfnisse.
Mein Teilzeitjob bringt Struktur, mein Zuhause schenkt mir Raum zum Spielen.
Lolita zeigt mir, wie viel Schönheit im stillen Beobachten liegt. Gerade dann, wenn andere im Außen nach Ablenkung suchen,
laut werden, reagieren oder von Reiz zu Reiz jagen, bleibe ich ruhig und still.
Manchmal spüre ich: Meine Gelassenheit darf ein Angebot sein – ein stiller Raum, in dem auch andere kurz ankommen können.
Die offenen Händchen im Kleinbuchstaben berühren die Grundlinie. Sie nehmen auf und geben weiter, im selben Maß.
Es ist ein Kommen und Gehen, ein Geben und Nehmen – ganz leicht und natürlich.
In einer Welt voller Impulse wird dein stiller Blick zur inneren Kraftquelle.
Dein Leben entfaltet sich im tiefen Atemholen, in einem freundlichen Lächeln oder in der kleinen Pause zwischen zwei Buchstaben und Gedanken.
Wenn du spürst, dass etwas in dir danach ruft, etwas weniger zu tun und mehr zu sein, dann nimm diesen Ruf bitte ernst. Lass den Stift über das Papier gleiten oder lausche dem, was sich in dir längst bemerkbar macht.
Vielleicht ist genau jetzt die richtige Zeit, um wieder einmal neu zu wählen.
Vielen Dank für deine Zeit und dein Interesse.
Marika Jacqueline Mitterhofer