Menschen, die mit dem Tao leben, leben im Einklang mit dem natürlichen Fluss des Lebens. Nicht gegen ihn, über ihn oder unter ihm.
Sondern mit ihm – wie ein Blatt, das auf dem Wasser treibt und von den gegenwärtigen Umständen getragen wird.
Was sind ihre Prinzipien?
1. Sie kämpfen nicht gegen das Leben
Statt alles zu kontrollieren oder zu erzwingen, vertrauen sie dem Fluss der Dinge.
Sie sagen:
„Der Weise tut nichts – und doch bleibt nichts ungetan.“ (Laozi)
Das heißt nicht, sie sind passiv – sondern sie handeln im richtigen Moment,
ohne Widerstand.
2. Sie leben in Einfachheit
Keine Übertreibungen oder große Dramen. Und kein übermäßiges Anhäufen von Dingen. Tao-Menschen leben oft zurückgezogen, ruhig, bewusst – oder sogar mitten im Getümmel, aber mit innerem Gleichmut.
3. Sie beobachten mehr und urteilen weniger
Ein Mensch mit Tao beobachtet, wie der Regen fällt, wie die Menschen sich bewegen, wie die Emotionen kommen und gehen – ohne zu kleben, ohne zu fliehen. Urteile lösen sich auf im Fluss der Erkenntnis. Sie halten an nichts fest.
4. Sie handeln intuitiv
Ihr Handeln kommt aus dem Moment, aus einer inneren Stille, die weiß:
„Jetzt ist der Moment zu sprechen.“
„Jetzt ist der Moment zu gehen.“
„Jetzt ist der Moment zu schweigen.“
5. Sie leben mit Ehrfurcht vor allem Lebendigen
Der Tao-Weg ist kein Konzept – er ist eine Erfahrung.
Ein Mensch, der mit dem Tao lebt, sieht das Tao im Grashalm, im Lächeln eines Kindes, in der Stille einer Nacht.
Die Welt ist durchdrungen vom Tao, und das Leben wird zu einer Art stillem Gebet.
Menschen mit dem Tao leben wie Bambus:
Standhaft und doch sehr biegsam. Leise und lebendig. Leer – aber bereit, alles aufzunehmen.
Und wie schreiben Menschen, die mit dem Tao leben?
Sie schreiben wie sie leben – achtsam und fließend. Sie beobachten ihre Erlebnisse in einem Tagebuch, in der Stille und im Vertrauen.
Da ist kein Druck, etwas beweisen zu müssen, sondern ein Lauschen und Sehen, was durch sie hindurch will.
Zu Beginn erfordert es Übung und bewusste Aufmerksamkeit, um die Linien harmonisch fließen zu lassen und ein Gefühl für Proportionen
und Aufteilung zu entwickeln – so wie ein Mensch lernt, sich an die Gegebenheiten der Natur, des Lebens und der komplexen Welt mit innerer Flexibilität anzupassen.
So entsteht Schreiben nicht als Produkt, sondern als Begegnung mit sich und dem, was ist.
Auch die Pausen zwischen den Worten haben Bedeutung.
Denn im Tao , wie im achtsamen Schreiben ist alles durchdrungen von Sinn – auch das Leere, das Halbe, das Offene und das Kantige.
Schreiben wird zur Übung im Dasein - zum Spiegel deiner inneren Bewegungen.
Es ist ein Werkzeug auf deinem Weg – nicht auf ein Ziel ausgerichtet, sondern auf den Prozess selbst.
Möge dein Schreiben ein stiller Wegbegleiter sein – freundlich, wahr und offen für alles, was aus der Tiefe sichtbar werden möchte.
Viel Freude dabei.
Marika Jacqueline Mitterhofer