Hoch oder quer? Wie das Blatt dich formt, bevor du den ersten Buchstaben schreibs

Bevor auch nur ein Wort geschrieben ist, entscheidet die Ausrichtung deines Blattes über etwas Wesentliches:

Wie du dich selbst im Raum erlebst.

Wenn du dein Blatt hochkant vor dich legst, wandert dein Blick automatisch nach oben und unten

oft verbunden mit einem Gefühl von Enge oder Pflicht. Der Raum wirkt schmal, fast wie ein Korridor, durch den du dich Zeile für Zeile hindurcharbeiten musst. Es erinnert an Schule, an Listen, an klare Strukturen. Hochformat steht für Effizienz, für das berühmte „Ich muss das jetzt mal eben erledigen“.

 

Doch sobald du ein leeres Blatt quer drehst, passiert etwas anderes. Bei manchen Menschen löst dieses Format zunächst Unsicherheit aus.

Der weite Raum wirkt beinahe bedrohlich, zu offen, zu frei. Wo ist der Halt? Woran kann ich mich orientieren?

Andere dagegen entspannen sich sofort, lächeln und spüren ein leises inneres Glucksen.

Wie – das alles gehört mir? Ihr Atem wird tiefer, der Blick weiter.

Was spürst du, wenn du vor einem leeren Blatt im Panoramaformat sitzt? Öffnen sich deine Zeilen? Haben deine Gedanken mehr Platz?

Es ist kein Zufall, dass Musiker:innen ihre Notenblätter fast immer quer vor sich liegen haben. Musik braucht Raum zum Schwingen, um sich auszudehnen, um alles in Resonanz zu bringen.

Auch deine Handschrift ist eine Form von Ausdruck – eine leise Melodie deiner Gedanken.

Warum also nicht auch ihr mehr Weite schenken?

 

Das Schreiben im Querformat lädt zum inneren Weitblick ein. Es verändert deine Haltung dem Tag gegenüber.

Wer seine Handschrift frei fließen lassen kann, fühlt sich weniger eingeengt, wird seltener unterbrochen – innerlich wie äußerlich.

Viele meiner Schreibfreund:innen erzählen mir, privat und in der Telegrammgruppe, dass sie sich seit dem Schreiben im Querformat klarer,

verbundener und freier fühlen.

Du musst es nicht glauben – du kannst es erleben. Nimm dir zwei Blätter und male einen Baum – einmal im Hochformat, einmal quer.

Oder beginne gleich mit Worten, wenn du magst. Es geht nicht um richtig oder falsch. Es geht nur um deine Erfahrung. Spür einfach nach: Wo fühlst du dich freier, weiter, mehr bei dir?

 

In meinem neuen YouTube-Video zeige ich dir genau diesen Unterschied – und warum das Querformat für die Schreibarbeit mit Seele so kostbar ist.

Viel Freude beim Experimentieren. Du weißt: Probieren geht über Studieren. Nur in der Praxis machen wir jene Erfahrungen, die uns keiner mehr nehmen kann – weil sie in uns gespürt, gefühlt, gelebt wurden.

Hab Mut, dein Blatt zu drehen, deinen Blick zu weiten und deiner Handschrift mehr Frei - Raum zu geben.
Sie weiß längst, wo es langgeht.

Von Herz zu Herz,
Marika Jacqueline Mitterhofer