
Es gibt ein afrikanisches Wort, das eine ganze Welt in sich trägt:
Ubuntu.
Es bedeutet so viel wie: „Ich bin, weil du bist.“
Ein Konzept, das uns erinnert: Wir existieren nicht isoliert. Wir sind miteinander verwoben – in jeder Geste, jedem Blick und jeder Berührung.
Erzbischof Desmond Tutu drückte es einmal so aus:
„Mein Menschsein ist untrennbar mit dem Leben anderer Menschen verbunden.
Wir alle gehören ein und demselben Bündel Leben an.“Ein Mensch wird Mensch durch andere Menschen.
Nicht: Ich denke, also bin ich.
Sondern: Ich bin Mensch, weil ich zu anderen gehöre. Ich nehme Anteil. Und ich teile.
Und genau das tun wir auch, wenn wir schreiben.
UBUNTU – Wenn Buchstaben sich die Hände reichen
In meiner Schreibarbeit sind Buchstaben mehr als Zeichen.
Sie sind Beziehungswesen. Jeder einzelne Buchstabe trägt eine Qualität – und erst durch die
Verbindung der Buchstaben entsteht Bedeutung, Rhythmus, Sprache, Herzschlag.
Wenn wir mit der Hand schreiben, verbinden wir diese Zeichen.
Ein m greift nach einem e, ein s schmiegt
sich an ein t, ein a tanzt mit einem n.
Und je bewusster wir schreiben, desto spürbarer wird:
Wir reichen uns die Hände – auf dem Papier wie im Leben.
Das Schreiben wird zur Geste des Teilens und dein Stift, geführt von deiner Absicht, zur Brücke der Nächstenliebe.
Die verbundenen Linien sind lebendigen Fäden zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – und zwischen mir und dir.
Die Heilung liegt im Wir
In einer Zeit, in der so viel auf Trennung, auf Leistung, auf Ich statt Wir gebaut ist,
erinnert uns die Schrift an etwas ganz Ursprüngliches: Gemeinschaft. Resonanz. Zugehörigkeit.
Indem wir bewusst schreiben – nicht nur für uns, sondern aus uns heraus, als Teil eines größeren Zusammenhangs –
heilen wir nicht nur individuelle Muster, sondern erinnern uns:
Wir sind Teil eines größeren Ganzen.
Und vielleicht beginnt genau hier wahre Transformation:
Wenn ein Buchstabe sich dem nächsten zuwendet.
Wenn Schreiben nicht nur Ausdruck von Gedanken ist,
sondern eine Geste des Mitgefühls.
Wenn wir spüren:
Ich bin, weil du bist.
Und jeder Strich Teil einer Verbindung ist, die zählt.
Mit handschriftlich verbundenen Grüßen
Marika Jacqueline Mitterhofer